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05.01.25

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   Auch im Jahr Zehn nach der
   Deutschen Einheit merkt man ihn,
   den Ost-West-Gegensatz.
   Aber auch unsere Kirche ist
   gefragt. Was wir brauchen ist ein

      DIALOG von Oliver Springer


Neulich begrüßte mich ein Kollege mit den Worten: "Kennst Du schon den neuen Gruß der Ost-Deutschen?" Dabei zeigte er mir seine rechte Hand mit ausgestreckten Fingern, so daß ich alle fünf gut sehen konnte. "Ich komme aus den fünf neuen Ländern und habe noch nie einen Finger krum gemacht.”

Er kommt übrigens aus Sachsen und ist ein echtes Arbeitstier. Auf jeden Fall haben wir beide gelacht, zu diesem Thema nicht das erste Mal. Sicher verstehen wir uns auch deshalb so gut, weil wir beide wissen, daß auch bald 10 Jahre seit der Wiedervereinigung noch nicht egal ist, ob man wie er eine ost-deutsche oder wie ich als gebürtiger Charlottenburger eine west-deutsche Biographie hat. Normalität im deutsch-deutschen Verhältnis ist genauso real wie die blühenden Landschaften, die dereinst versprochen wurden.

Das Dogma, daß die Wiedervereinigung auf emotionaler Ebene ganz leicht fallen würde, weil wir doch alle Deutsche sind und es so ja gar keine Probleme geben könnte, verhinderte einen Dialog. Doch so lange man ein Problem verleugnet, kann man es nicht lösen. Ich hatte das Glück, in meinem Studium, meiner Arbeit beim Radio, in der kirchlichen Gremienarbeit, über das Internet und bei der Ableistung meines Zivildienstes eine Menge netter Menschen aus dem Osten kennenzulernen. Durch den fast täglichen Kontakt habe ich viel gelernt: über Gemeinsamkeiten und Unterschiede - nicht durch spezielle Gespräche über "Ost und West", sondern durch täglichen Kontakt und gemeinsam bewältigten Alltag. So wächst in kleinen Schritten zusammen, was angeblich zusammengehört.


Uns Berlinern fällt somit ein weiteres Mal eine besondere Rolle in der Geschichte zu: als Pioniere der Wieder- vereinigung Deutschlands. Denn in den meisten Teilen Deutschlands haben Ost- und Westdeutsche nur vereinzelte Kontakte miteinander. Die innere Einheit kann aber nur durch ein Aufeinanderzugehen erreicht werden.


Dies ist auch für unsere Kirche von existenzieller Bedeutung. Noch ist es nicht soweit, daß wir vom Leben “in der Kirche” und vom Leben “außerhalb” sprechen müßten, doch die Kirche gehört für immer mehr Menschen nicht mehr zu ihrem Leben. Eine wachsende Zahl von Menschen gerät mit der Kirche gar nicht mehr in Kontakt. Da eine Kirchen-zugehörigkeit im Gegensatz zu früher freiwillig ist, muß s*ich die Kirche auf die Menschen zu bewegen. Unsere Kirche ist moderner und attraktiver als gemeinhin angenommen wird. Es weiß halt nur kaum jemand.


Hier ist aber nicht nur die Organisation Kirche, sondern vor allem auch jeder einzelne von uns, liebe Leserin, lieber Leser, gefragt. Jeden Tag haben wir die Chance, mit Menschen ins Gespräch zu kommen über Gott, Glauben und Kirche. Nicht bei jeder Gelegenheit wieder und wieder bei Mitmenschen, die uns schon deutlich gemacht haben, daß wir sie damit in Ruhe lassen mögen, sondern behutsam, aber doch mit Selbstvertrauen.


Wenn wir es für unpassend halten, unsere Freunde, Familienangehörigen oder Arbeitskollegen damit zu konfrontieren, ist es Zeit für einen Dialog mit uns selbst. Welchen Stellenwert hat meine Religion für mein Leben? Woran glaube ich?


Zugegeben, das mögen unbequeme Fragen sein, besonders wenn man sie sich selbst gegenüber ehrlich beantwortet. Doch wer nicht weiß, wo er steht, wird anderen nicht die Richtung weisen können. Und ist auch selbst orientierungslos. Orientierung brauchen wir aber auch als Gemeinschaft, als Kirche. Reden wir miteinander!



Netz:

Dialog zwischen Juden und Christen (Evang. Kirche Hessen)
http://www.dike.de/lomdim

Dialog zwischen den Kirchen
(Institut für Ökumenische Studien der Uni Freiburg)
http://www.unifr.ch/iso

Dialog Juden und Christen (Ev. KG Menden-Raadt)
http://www.kirche-muelheim.de/menden-raadt



NKN Denkanstoß

 10 Millionen Menschen nutzen in Deutschland das Internet. Im Jahr 2002 werden es nach Schätzungen von Experten fast 30 Millionen sein. Handys klingeln an jeder Ecke. Rund 70 Fernsehprogramme kommen digital via Kabelanschluß in die Wohnungen der Menschen. Deutschland ist also auf bestem Wege in die Informationsgesellschaft.

Begreift man "Informationsgesellschaft" als wertfreien Begriff, der weder über die Qualität noch den Sinn der Informationen eine Aussage trifft, hat das Informationszeitalter tatsächlich begonnen. Da es sich jedoch um einen Schlüsselbegriff hinsichtlich der wirtschaftlichen aber auch gesellschaftlichen Entwicklung handelt, die Idee des Übergangs von der Industrie- zur Informationsgesellschaft bei Unternehmern wie bei Politkern gleichermaßen den Rang einer neuen Heilslehre erreicht hat, wird es Zeit, darüber nachzudenken, wohin die Reise qualitativ gehen soll.

Nicht die technischen Möglichkeiten, sondern die Frage, wie wir uns ein erfülltes Leben vorstellen, müßten für einen Entwurf der Zukunft die Grundlage bilden.[os]



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NKN im April 2000


NKN #2 - 2000 (MAI)
Feature:
DIALOG


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